Glück und das Problem mit der Wahrnehmung

von Marvin Graf

Ich weiß, was du denkst: „Noch ein Blog, der mir erklärt, wie ich mein Leben auf die Reihe kriege.“ Aber lass mich dich direkt beruhigen – das hier ist nicht so einer. Ich werde dir nicht sagen, dass du morgens um 5 Uhr aufstehen, Smoothies trinken und jeden Tag deine Ziele manifestieren musst, um glücklich zu sein. Das Leben ist chaotisch, kompliziert und manchmal einfach nur eine Ansammlung von schlechten Witzen, die zu lange gehen. Und weißt du was? Genau das macht es so besonders.

 

 

Was ist Glück?

 

Zum Glück bedeutet dieses Wort für jeden etwas anderes. Guter Wortwitz, nicht wahr? Glück kann so viele Formen annehmen, dass jede Diskussion darüber schwierig werden kann. Ich zum Beispiel bin schon richtig happy, wenn mir jemand mein Lieblingsessen kocht. Geht's dir genauso? Vor allem, wenn es viel Aufwand für den anderen bedeutet.

Die Art von Glück, auf die ich hier aber hinaus will, ist eine andere. Naja, eigentlich nicht, aber dazu kommen wir gleich noch. Wir zwei unterhalten uns jetzt mal ein bisschen über das Glück, von dem jeder behauptet, es im Leben zu suchen und haben zu wollen. Das Happy End, das uns Hollywood seit Jahren vorgaukelt.

Das Problem mit der Wahrnehmung

 

Wenn du das hier liest, kann ich davon ausgehen, dass du einen Computer zur Verfügung hast und körperlich dazu in der Lage bist zu lesen. Ich hoffe zumindest, dass dir niemand vorlesen muss. Das heißt, du bist schon mal zu vielem in der Lage, was anderen Menschen verwehrt bleibt. Es gibt sehr viele Menschen auf der Welt, die keinen Zugang zu Bildung und Technik haben und die auch nicht lesen können.

Meine Reisen durch die Welt haben mich auch an die ärmsten Orte geführt, die diese Welt so kennt. Darunter auch die "Slums" von Manila. In diesen Gebieten lernt man so einiges über Dankbarkeit und über Glück. Über das Glück, in der "richtigen" Gegend geboren worden zu sein, und über Chancen. In dieser Gegend waren die größten Probleme Hunger und Krankheiten. Ich wiederhole mich: Hunger und Krankheiten! Krankheiten, die es bei uns schon seit Jahren entweder nicht mehr nennenswert gibt oder kein Problem mehr sind. Und Hunger ist in Deutschland sowieso kein politisches Problem mehr. Der ist bloß bei Diäten zu finden.

 

Diese Menschen haben echte Probleme. Ich habe mich schon komisch gefühlt, durch diese Gegenden zu gehen – ich, mit meinem privilegierten Arsch. Aber ich habe viel von den Leuten vor Ort über Glück und über Perspektiven gelernt. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass das Glück wirklich da ist, wo wir sind. Es ist nicht das große Auto und die teure Uhr. Klar, diese Dinge sind klasse. Will ich teilweise auch. Aber Glück ist etwas anderes. Glück ist Gesundheit. Glück ist Frieden. Glück hat man, wenn man satt und hydriert ist. Komisches Wort, nicht wahr? Hydriert... Also einfach ausreichend Flüssigkeit hat. Vor allem sauberes Wasser!

Die Zustände vor Ort, ohne fließendes Wasser, fehlende sanitäre Anlagen, kaum oder wenig Essen und Krankheiten ohne Ende, machen es den Menschen nicht einfach, glücklich zu sein. Eines der am häufigsten konsumierten „Lebensmittel“ dort nennt sich "PagPag". Das ist einfach Müll: Hühnerreste aus den Mülltonnen von Fast-Food-Ketten, teilweise gewaschen und neu frittiert. Die paar Fleischfetzen, die die meisten von uns am Hähnchen hängen lassen, ernähren vor Ort Tausende von Menschen. Tausende Menschen haben in ihrem ganzen Leben weniger Geld zur Verfügung, als die meisten von uns in einem einzigen Monat.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                        Ein kleiner Einblick und Foto von mir vor Ort.

 

 

Und trotzdem wirkten die Menschen vor Ort glücklich. Vielleicht lag es daran, dass meine Partnerin und ich vor Ort ungefähr 150 Menschen eine Mahlzeit ermöglicht haben – um mich selbst mal ein bisschen zu loben. Aber darum geht es nicht. Ich nehme solche Orte gerne als Beispiel, um meinen Blickwinkel zu verändern.

 

Glück ist Perspektive

 

Die Menschen, die ich in Manila getroffen habe, haben mir eines beigebracht: Glück ist keine Sache des Besitzes, sondern der Perspektive. Wenn du nie etwas anderes kennst, kannst du selbst in schwierigen Umständen Zufriedenheit finden. Natürlich sollten wir nicht romantisieren, was dort passiert – die Zustände sind hart und unvorstellbar für die meisten von uns. Doch die Erkenntnis, dass wir oft auf hohem Niveau jammern, ist eine, die mich seitdem nicht mehr loslässt.

 

Glück ist also kein Ziel, das wir in der Ferne suchen müssen. Es ist vielmehr eine bewusste Entscheidung, unseren Fokus zu verändern und das zu schätzen, was wir haben. Ob es ein warmes Essen ist, sauberes Wasser oder einfach die Tatsache, gesund zu sein – diese Dinge sind alles andere als selbstverständlich.

Aber was bedeutet das für uns, die wir so viel mehr Möglichkeiten haben? Bedeutet das, dass wir kein Recht auf größere Träume haben oder auf den Wunsch, "mehr" zu wollen? Nein, ganz und gar nicht. Doch vielleicht können wir unsere Suche nach Glück mit einem neuen Verständnis beginnen: Dass es nicht immer im „Mehr“ liegt, sondern oft im „Hier und Jetzt“.

 

Was denkst du? Wo findest du dein persönliches Glück?

 

Sei mutig und halte nach Dingen Ausschau, die niemand mehr wirklich beachtet. Wenn du einen schönen Sonnenuntergang siehst, dann halte an! Natürlich nicht auf der Autobahn – du weißt, was ich meine. Erlaube dir selbst, Momente wirklich zu genießen. Erlaube dir selbst, im Moment glücklich zu sein, mit dem, was du hast.

Das schließt, wie gesagt, nicht aus, nach mehr zu streben. Dafür ist der Mensch irgendwie gemacht. Aber denk bitte daran, dass Glück kein Dauerzustand ist. Das Leben hat immer seine Schattenseiten, und ohne diese wären die schönen Momente gar nicht so schön. Es muss beides geben.

 

Such dir dein Glück.

 

Mach dir ernsthaft Gedanken darüber, was dich glücklich machen könnte und vor allem, was dich als Kind schon einmal glücklich gemacht hat. Das ist ein wichtiger Punkt. Und wenn dir nichts einfällt, dann such dir etwas Neues! Auch wenn du am Anfang denkst, ein Hobby wäre zu viel Arbeit oder du hättest eigentlich gar keine Lust darauf, kann es gut passieren, dass du währenddessen richtig Spaß hast. Und wenn nicht? Dann hast du es wenigstens probiert und kannst stolz darauf sein.

 

 

 

 

 

 

 

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